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Upgrade Marschbahn: Vorplanung für Elektrifizierung startet

Die Bahnstrecke zwischen Hamburg und Westerland soll zur klimaneutralen Verkehrsachse der Westküste werden. Züge sollen dort ab Anfang der 2030er-Jahre statt mit Diesel elektrisch unter Oberleitung fahren. Das Land Schleswig-Holstein hat nun Planungsbüros für die Elektrifizierung per Oberleitung und den Streckenausbau gebunden.

Das bringt mehr Stabilität für den Betrieb auf der Strecke und spart jährlich rund 15 Millionen Liter Diesel und 65.000 Tonnen CO2. Für die Elektrifizierung und den Ausbau der Strecke hat das Land Schleswig-Holstein nun zwei verschiedene sogenannte Generalplaner mit den ersten Planungsleistungen beauftragt. Generalplaner sind Ingenieurbüros, die die technische Planung aller Fachrichtungen übernehmen und beispielsweise auch Umwelt-Planungsleistungen aus einer Hand anbieten.

Für die Ausschreibung ist die Strecke in drei Abschnitte aufgeteilt worden:

  • Abschnitt 1 Itzehoe – Heide plant DB Engineering & Consulting GmbH
  • Abschnitt 2 Heide – Husum plant die Bietergemeinschaft OBERMEYER Infrastruktur GmbH & CO. KG, Ramboll Deutschland GmbH, Arcadis Germany GmbH
  • Abschnitt 3 Husum – Westerland plant ebenfalls die Bietergemeinschaft Obermeyer, Ramboll und Arcadis.

„Die Elektrifizierung ist sozusagen das Upgrade, das die Marschbahn benötigt, um zukunftsfit zu werden. Die Elektrifizierung hat einen großen Anteil an der Verkehrswende an der Westküste und beseitigt außerdem einen bisherigen Standortnachteil für die Wirtschaft“, sagt Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen.

Dr. Arne Beck, NAH.SH Geschäftsführer: „Nach Fertigstellung dieses umfangreichen Ausbauvorhabens wird nicht nur der Betrieb zuverlässiger und die Züge damit pünktlicher. Auch wird künftig lokaler Windstrom die Züge antreiben, die dann viel leiser als die heutigen Diesel-Loks, durchs Land gleiten.“

Die in der Ausschreibung gesuchten Ingenieurbüros sollen nicht nur die Elektrifizierung des 173 Kilometer langen Streckenabschnitts zwischen Itzehoe und Westerland planen. Nicht zuletzt für einen stabilen Betrieb in der Bauphase soll auch die 26 Kilometer lange, wichtige Umleiterstrecke Jübek – Husum mit Oberleitung ausgestattet werden (Abschnitt 2).

Zudem wird untersucht, ob weitere Infrastrukturverbesserungen zusammen mit der Elektrifizierung umgesetzt werden können: Neue Weichenverbindungen, Geschwindigkeitserhöhungen, Maßnahmen an elf Bahnhöfen und Haltepunkten und auch der Ausbau von Abstellkapazitäten verbessern die Robustheit des Netzes und ermöglichen im Landesweiten Nahverkehrsplan (LNVP) vorgesehene Angebotsverbesserungen.

Außerdem wird geprüft, ob und wie die Erneuerung des Zugbeeinflussungssystems nach neuestem europäischem Standard umgesetzt werden kann. All diese Vorhaben, die über die Elektrifizierung der Strecke hinausgehen, können jedoch nur umgesetzt werden, wenn sie sich sinnvoll in die Planung und den Bau integrieren lassen und die Finanzierung sichergestellt ist. Über die weitere Umsetzung der umfassenden Ausbaumaßnahmen wird daher am Ende der Vorplanung entschieden.

Für einen gemeinsamen Auftakt treffen sich Vertreter*innen von NAH.SH, den Planungsbüros, der DB InfraGO sowie vom Land Schleswig-Holstein Anfang Februar für fünf Tage. Bei Streckenbereisungen und Workshops wird der Grundstein für die ersten Planungsschritte gelegt. Im Frühjahr folgen Informationstermine für die an der Marschbahnstrecke liegenden Kreise und deren politische Vertreter*innen und die Verwaltungsebene sowie für Umweltverbände.

Der Nahverkehrsverbund Schleswig-Holstein (NAH.SH) hatte im November 2023 die Ausschreibungsunterlagen für das europaweite Verhandlungsverfahren veröffentlicht. Die ersten Phasen der Planung werden durch NAH.SH beauftragt. Nach der Vorplanung geht das Projekt an die Infrastrukturinhaberin DB InfraGO über, die dann auch den Bau der Oberleitung verantworten wird. Die Planungsbüros begleiten das Projekt nach Möglichkeit aber über alle Leistungsphasen von der Grundlagenermittlung bis zur Ausschreibung der Bauleistungen. Beim Projektübergang an die DB InfraGO muss also nicht, wie bei anderen Großprojekten teilweise üblich, ein neuer Planungsdienstleister gefunden werden, was viel Zeit sparen soll.

DB Engineering & Consulting
DB E&C ist mit rund 6.500 Mitarbeitenden an verschiedenen Standorten im In- und Ausland eines der größten Ingenieurbüros in Europa. Das Unternehmen bündelt die Expertise und die Kapazitäten für Projektentwicklung, Consulting, Planung, Bauüberwachung und Umwelttechnik in Schienenverkehrsprojekten. Mit nachhaltigen maßgeschneiderten Infrastruktur-, Mobilitäts- und Transportlösungen unterstützt die DB E&C die erfolgreiche Zukunft von Wirtschaftsregionen, leistet einen wichtigen ökologischen Beitrag und gestaltet die Eisenbahn für die Welt von morgen.

ARGE OBERMEYER Infrastruktur/ Ramboll /Arcadis
Als Arbeitsgemeinschaft übernehmen OBERMEYER Infrastruktur, Ramboll und Arcadis im Projekt „BIM Planung Elektrifizierung Marschbahn“ die Rolle des Generalplaners. 
Hier haben sich 3 international führende Ingenieurbüros mit besonders hoher Expertise auf Augenhöhe zusammengefunden. In seiner Rolle als Generalplaner freut sich Jens Frey von OBERMEYER Infrastruktur auf die gute Zusammenarbeit mit seinen Partnern Marc Staiger, Stellvertretender Gesamtprojektleiter (Ramboll) und Bashar Schirm als Planungskoordinator (Arcadis).

Die Vorteile der Elektrifizierung auf einen Blick:

Die Marschbahn nimmt als nicht elektrifizierte, aber stark befahrene Bahnstrecke deutschlandweit eine Sonderrolle ein. Züge aus dem Rest des Bundesgebietes müssen derzeit in Itzehoe von E-Lok auf Diesellok umgekuppelt werden, was betrieblich nachteilig ist, das Verspätungsrisiko erhöht und zudem auch Zeitverluste und Mehrkosten mit sich bringt. Die vollständige Elektrifizierung soll diesen Sonderzustand beseitigen und außerdem noch folgende Vorteile mitbringen:

  • höhere Betriebsqualität auf der gesamten Marschbahnstrecke durch leistungsfähigere Elektrozüge, die eine geringere Anfälligkeit für Ausfälle zeigen und leichter zu warten sind,
  • klimaneutraler und CO2-freier Nah- und Fernverkehr durch lokal produzierten Windstrom,
  • Möglichkeit der ICE-Anbindung,
  • bessere Anbindung der Westküste setzt Impulse für Tourismus und Wirtschaft,
  • Kosteneinsparungen im Betrieb von ca. 8 Millionen Euro pro Jahr.