Verkehrsunternehmen gesucht
Land startet Ausschreibung für die Bahnnetze Mitte/Süd-West
Die Verkehrsleistung auf den Strecken Kiel/Flensburg/Tinglev – Hamburg und
Wrist/Itzehoe – Hamburg wird neu vergeben. Die Vergabeentscheidung wird voraussichtlich im Frühjahr 2025 fallen.
Das Land hat die Ausschreibung für den Verkehr in den so genannten Bahnnetzen Mitte/Süd-West gestartet. Ziel ist, neue Verkehrsunternehmen für den Bahnbetrieb zwischen Kiel/Flensburg/Tinglev und Hamburg (RE 7/70) sowie Wrist/Itzehoe und Hamburg (RB 61/RB 71) zu finden. Damit sollen betriebliche Änderungen umgesetzt, die Betriebsqualität verbessert und die Nachfrage gesteigert werden. Das Netz Mitte/Süd-West deckt etwa 40 Prozent des Schienenverkehrs in Schleswig-Holstein ab, gemessen in Personenkilometern.
Heute fährt auf den Bahnlinien RE 7 und RE 70 DB Regio, auf den Bahnlinien RB 61 und RB 71 die nordbahn. Die laufenden Verkehrsverträge enden 2027; die neuen Verträge sollen dann ab Dezember 2027 für mindestens für 12 Jahre gelten.
Das zukünftige Netz Mitte beinhaltet die Linien RE 7 Hamburg – Kiel/Flensburg/Tinglev und RE 70 Hamburg – Kiel; es wird etwa 5 Millionen Zugkilometer umfassen. Das zukünftige Netz Süd-West umfasst die Linien RB 61 Hamburg – Itzehoe (Heide) sowie RB 71 Hamburg – Wrist/(Kellinghusen) und etwa 2,1 Millionen Zugkilometer (ohne die Verlängerung nach Heide).
Diese Neuerungen sind außerdem vorgesehen:
- Mit der Verlegung des Bahnhofs Altona nach Diebsteich ist eine Verlängerung der RB-Linie 71 über Hamburg-Altona hinaus bis zum Hamburger Hauptbahnhof geplant. Damit gibt es vier Verbindungen pro Stunde von Elmshorn zum Hamburger Hauptbahnhof.
- Die Verlängerung der RB-Linie 71 nach Kellinghusen ist ebenfalls im Verkehrsvertrag enthalten, die Umsetzung ist gegenwärtig für 2027 geplant.
- Wenn die Elektrifizierung der Strecke Heide – Itzehoe abgeschlossen ist, wird auch die Verkehrsleistung der heutigen RB-Linie 62 in das neue Netz Süd-West übergehen. Das bedeutet ca. 0,9 Mio. Zugkilometer zusätzlich.
Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen: „Der Verkehr in diesem Bahnnetz ist ein Schlüsselfaktor für den Erfolg der Mobilitätswende im echten Norden, weil hier die meisten Menschen in Schleswig-Holstein mit der Bahn unterwegs sind. In unserem Fokus steht ein wirtschaftliches, aber qualitativ hochwertiges und verlässliches Angebot. Gleichzeitig ermöglicht uns die Ausschreibung, wichtige Projekte aus dem Landesnahverkehrsplan umzusetzen, mit denen wir die Mobilitätsbedürfnisse weiterer Fahrgäste erreichen können.“
Es ist ein zweistufiges Verfahren vorgesehen. Nach der Veröffentlichung der EU-Bekanntmachung, die heute geschehen ist, können potenzielle Bietende die Unterlagen für den Teilnahmewettbewerb herunterladen. Es kann manchmal etwas dauern, bis die Unterlagen online sichtbar sind. Der Teilnahmewettbewerb wird voraussichtlich bis Anfang August gehen. Anschließend fordert NAH.SH als Vergabestelle die ausgewählten Bewerber*innen zur Abgabe eines Angebotes auf – das soll voraussichtlich Ende August geschehen. Als Angebotsfrist sind vier Monate geplant. Der Zuschlag soll gegen Ende des Frühjahrs 2025 erfolgen.
Verkehrsunternehmen sollen mit neuen Triebzügen fahren
In einer bereits abgeschlossenen Ausschreibung haben Land und NAH.SH neue elektrische Triebzüge für beide Netze beschafft. Die Verkehrsunternehmen werden vertraglich verpflichtet, diese zu mieten. Der Hersteller, Alstom, soll die Fahrzeuge über einen Zeitraum von 30 Jahren warten. Die 42 neuen Triebzüge werden barrierefrei sein und über WLAN und Steckdosen verfügen. Außerdem sollen die Fahrgäste schon vor Einstieg in den Zug sehen können, wie die Auslastungssituation im jeweiligen Wagen ist. Sie bieten einen hohen Fahrgastkomfort und genug Platz, um der ansteigenden Nachfrage auch im Hinblick auf die Ziele der Verkehrswende gerecht zu werden. Die 23 Triebzüge, die im Netz Mitte eingesetzt werden sollen, werden zudem dänemarktauglich ausgerüstet sein.
Hintergrund zum Verfahren:
Das laufende Verfahren ist nicht das einzige: Das gesamte Verfahren für das Netz Mitte / Süd-West staffelt sich in drei getrennte Vergaben: Im ersten Vergabeverfahren haben Land und NAH.SH ein Unternehmen gesucht, das Triebzüge liefert und für den Zeitraum von 30 Jahren wartet. Den Zuschlag dafür hat im Juli 2023 Alstom erhalten. Alstom liefert 42 neue Triebzüge des Typs Coradia Max. In einem zweiten Vergabeverfahren suchte die NAH.SH im Auftrag des Landes einen Fahrzeugvorhalter, der die neuen Züge finanzieren soll. Die Ausschreibung wurde aufgehoben, weil keine Angebote vorlagen. Das Land strebt nun die Gründung eines Landesfahrzeugpools an. Als drittes startet nun die Vergabe des eigentlichen Eisenbahn-Betriebs.